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Kolonialmöbel Ratgeber

Kolonialmöbel – was ist das und wie hole ich das Meiste heraus? Ein Ratgeber.

 

Exotische Möbel inspiriert von den Kulturen Afrikas, Asiens & Südamerikas

‚Jenseits von Afrika‘, Bollywood-Filme, ‘Siddharta’ von Hesse, Konquistadoren in Südamerika – unsere romantischen Vorstellungen von ehemaligen Kolonialgebieten und den Kulturen oder Mischkulturen haben vielfältige Grundlagen. Allen ist ein Sinn fürs Exotische und das Abenteuer zu eigen. Das lässt sich auch im Einrichtungsstil ausdrücken – dazu gibt es Kolonialmöbel. Begeben wir uns auf die Entdeckungsreise, auf einem Elefanten im Dschungel, mit Packeseln auf Anden-Pfaden oder im Jeep durch die Savanne.

Wohnen kann so schön sein, so aufregend und so exotisch! Kolonialmöbel bringen ein unverwechselbares Flair mit sich, das sich von den 08/15 Möbeln abhebt und für eine ganz besondere Atmosphäre sorgt. Die oft in dunklen Tönen gehaltenen Möbel werden aus exotischen Hölzern hergestellt, sind qualitativ hochwertig und besitzen einen langlebigen Charakter. Die ersten Kolonialmöbel stammen aus dem 19. Jahrhundert und schweift auf ehemalige Kolonialgebiete ab.

Koloniale Zeiten – Koloniale Möbel

Koloniale Zeiten und Kolonialmöbel dazu – das hat eigentlich so viele Gesichter wie es Weltgegenden gab, die von Europäern zu verschiedenen Zeiten und teils jahrhundertelang kolonisiert und dann verwaltet wurden. Der gemeinsame Nenner liegt dann weniger in den exotischen Landstrichen als vielmehr bei denen, die sie besiedelten und örtliche Einflüsse aufnahmen, also Siedlern und Handwerkern der diversen Kolonialmächte aus Europa – beginnend mit Portugiesen und Spaniern, weiter mit Holländern, Franzosen und Engländern, erst spät mit Deutschland und anderen. Was sie alle mitbrachten, war ihr Knowhow im Möbelbau, in der Verwendung von Metallbeschlägen, Stilen, die sie von zuhause her kannten und auf einheimische Materialien anwandten – also Holzsorten der Kolonialgebiete. Diese Mischung und teilweise eine etwas krude Ausführung durch lokale Handwerker mit weniger perfekter Ausrüstung erzeugten eine eigene Note im Mobiliar, die nun den Weg zurück nach Europa gefunden hat in ihrer Verklärung als Kolonialmöbel. Was diese ausmacht und woran man sie erkennt, erfährst du im übernächsten Abschnitt.

 

Die Aussage hinter dem Stil

Das Exotische und der Hauch der großen weiten Welt – das steht im Vordergrund einer Wohnungsausstattung mit Kolonialmöbeln. Diese zugesprochenen Eigenarten geben ein Gesicht und bieten ein Gegenprogramm (eines von mehreren natürlich, denn andere Alternativstile haben auch ihre Message) zum gesichtslosen Möbel allgemeiner ‚moderner‘ Art, das mit nichts konnotiert wird außer dass es eben ‚modern‘ sei. Solche herkömmlichen Möbel lösen keine Emotionen aus, sind zeitgeist-gemäß sachlich und neutral und geben keine Impulse. Damit und mit einem rein praktischen Zweck geben sich immer weniger Leute zufrieden. Die Suche nach einer eigenen Identität, die sich auch im Einrichtungsstil ausdrückt, lässt sie auf die Suche nach Aussagen gehen, mit denen sie sich anfreunden könnten und die ihrem Lebensgefühl am nächsten käme. Ob du dir jetzt mit Kolonialmöbeln vorstellst, wie ein Kolonist in Südamerika, in Afrika, Indien oder auf pazifischen Inseln zu leben, während du das mit anderen Ausstattungsstücken unterstreichst und ausbaust, oder ob dir einfach nur die fernländische Optik zusagt und du keine Aussage damit verknüpfst, ist deine Sache.

 

Charakteristik von Kolonialmöbeln

Unabhängig von den eingangs beschriebenen mannigfaltigen Kolonialgebieten in vielen Teilen der Erde hat sich als ‚Kolonialstil‘ eine Gestaltungsart herausgeschält, die Vollholzmöbel in kastenartigen Formen, unterteilt in viele Fächer – wenigstens plastisch strukturiert in kleinflächigen Feldern auf der Oberfläche – hervorbringt, dazu einmütig in sehr dunklem Holzton, der zwischen dunkelbraun und schwärzlich-braun liegen kann. Auffallend auch die häufige Verwendung von geschwärzten Metallbeschlägen, als Eckverbinder wie als Griffe.

Manche Stücke arbeiten mit durchbrochenen Tafeln, auf denen Löcher in dekorativer Weise eingearbeitet wurden und dann Muster ergeben. Im Nebeneffekt sind Dinge darinnen gut belüftet. Bis auf Kolonialmöbel, bei denen es sich dem Wesen nach nicht vermeiden lässt (Stühle, Tische), vermeiden solche Möbel hohe Standfüße oder gar Beine. Sie setzten immer recht massig auf dem Boden auf. Die Fronten können bogenartige Lisenen enthalten oder einfach nur eine Kassetierung.

Der Gesamteindruck der Kolonialmöbel wird damit wuchtig und schwer. Es kann am Rande des Spektrums Übergänge zum Shabby Chic Stil geben, wenn der ‚abgenutzte‘ Charakter eingebracht und betont wird, wobei dann ein helleres Holz und verblasste Oberflächenbehandlungen eingesetzt werden. Insgesamt bieten die Möbel den Eindruck antiquarisch zu sein, teils zurückgehend auf massige Kastenschränke eines vor-barocken Zeitalters.

 

Kolonialmöbel aus Massivholz – was wird verwendet?

Es ist sicher keine Überraschung, dass tropische Hölzer in Kolonialmöbeln fröhliche Urstände feiern, schließlich wird mit dem Anschein gespielt, dass sie aus den Herkunftsländern dieser Hölzer stammen (und das stimmt sogar meistens). Das sind also Teak, Palisander, Mangoholz und Mahagoni. Diese Herkunft bringt eine hohe Widerstandskraft mit sich, da diese Hölzer hohe Temperaturen und hohe Feuchtigkeit auszuhalten vermögen. Wo diese hochwertigen Hölzer noch nicht die typische dunkle Tönung einbringen, hilft der Hersteller mit Beizen nach. Das entspricht am Ende etwa dem, was hierzulande unter ‚Nussbaum dunkel‘ an Beizton angeboten wird. Die beliebten Baustoffe für Kolonialmöbel im Einzelnen:

  • Palisander, auch Jacaranda genannt, gehörte zu den ersten Übersee-Holzarten, die wegen ihrer Farbigkeit importiert wurden. Der Preis war wegen begrenzter Bestände ziemlich hoch. Es ist schwer und sehr fest, die industrielle Trocknung muss vorsichtig erfolgen. Palisander hat eine Geruchsnote, was ihm im Englischen den Namen ‚Rosewood‘ eingebracht hat, wobei ein Kenner in Nuancen daran noch den Ursprung nach Unterart erkennen kann. Sein Kernholz ist besonders widerstandsfähig gegen Pilzbefall.
  • Teak ist bereits selbst ein Klassiker, da es früh zur Verwertung durch Europäer kam, zuhause zwischen Indien und Indochina. Inzwischen auch aus Nutzholzplantagen in Brasilien, Ghana und Nigeria bezogen. Junges Holz ist wenig dauerhaft, ab 60 Jahren Alter erreicht das Teakholz die Qualität eines Baumes aus Naturbestand. Die Oberfläche wirkt durch Kautschuk-Einlagerungen etwas fettig und der Geruch erinnert auch an Naturgummi. Es ist mittelschwer und entspricht in Festigkeit etwa der Eiche. Ebenfalls resistent gegen Pilze, darum oft für Marineholzkonstruktion und Gartenmöbel verwendet.
  • Mangoholz, bitte hierzu in unser Holzlexikon schauen.
  • Mahagoni ist beliebt wegen seiner rotbraunen Färbung, inzwischen sind aber viele Arten geschützt und werden seltener für industrielle Zwecke verwendet. Zu unterscheiden wäre zwischen (süd- und mittel-) amerikanischem und Khaya-Mahagoni, was in Afrika anfällt, manchmal Acajou oder Khaya genannt wird. Mahagoni ist vielseitig und liegt zwischen mäßig leicht bis mäßig schwer. Frisches Holz ist anfällig für Wurmbefall, Khaya-Mahagoni besteht auch nicht gegen Meer- und Brackwasserbewohner. Es ist trocken geruchsfrei. Zur Erhaltung der schönen rötlichen Oberfläche mit dem typischen Goldschimmer wird ein transparentes Überzugsmittel empfohlen, im Außenbereich Lasuren.

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Kolonialmöbel – Klassische Farben

Wie vorab erwähnt findet man Kolonialmöbel durch die Beize meist in dunklen Braun- oder Schwarztönen. Diese sehen sehr edel und erhaben aus und wirken sehr mächtig im Interior. Um den Räumlichkeiten die Leichtigkeit nicht zu nehmen, lassen sich Kolonialmöbel gut mit hellen Requisiten kombinieren. So z.B. eine weiße Vase auf der Kommode oder diversen, hellen Dekoartikeln auf dem Kolonial Esstisch.

 

Möbel im Kolonialstil – Beispiele

Ein Massivholz Esstisch aus hochwertigem Palisanderholz oder eine Kommode aus Mangoholz, der Kolonialmöbel Stil ist vielfältig und beeindruckend. Die hochwertigen Möbelstücke sind eine Investition für´s Leben, denn hier wird nur mit den besten Hölzern gearbeitet, die es weltweit zu finden gibt. Kolonialmöbel werden oft mit Metall- oder Stahbeschlägen versehen. Diese setzen optische Highlights und bringen ein bisschen Dynamik in das Erscheinungsbild. Kolonialmöbel lassen sich problemlos mit anderen Einrichtungsstilen kombinieren und werten jedes Interior auf.

Esstisch im Kolonialmöbel Look

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Aufstellung und Raumgestaltung

Bei der Aufstellung und dem Einrichten muss bedacht werden, dass die schwer wirkenden, meist sehr dunklen Kolonialmöbel einen Raum ziemlich dominieren werden, wenn du nicht durch Verwendung von sehr hellen, leichten Gegenakzenten für Entspannung sorgst. Das Kolonialmöbel wird ganz wunderbar klarkommen mit anderen Möbeln, besonders antiken Stücken, die in etwa der Tönung entsprechen. Sie entsprechen ziemlich genau dem dunklen Nussbaum früherer bürgerlicher, repräsentativer Möbel aus dem späten 19. Und frühen 20. Jahrhundert, wovon es immer noch viele Stücke in Privathaushalten gibt. Diese kannst du problemlos miteinander kombinieren.

 

Wie pflegt man Kolonialmöbel

Nimmt man als gegeben an, dass Kolonialmöbel oberflächenlackiert sind (und zwar mit Klarlack, damit die Holzmaserung zu sehen bleibt), kommt man mit einfachen Pflegetipps aus, die sich eigentlich auf das Staubwischen beschränken lassen. Nassreinigung wird erst dann nötig, wenn etwas zu entfernen ist, was auf die Oberfläche vergossen oder verspritzt wurde. Aggressive Mittel oder gar Lackentferner müssen ferngehalten werden, da sie den Lack angreifen müssen. Vermeide Kratzer auf deinen Kolonialmöbeln, welche auch von einem Scheuermittel herrühren können.